Neustrukturierung Kindertagesbetreuung

Die neue Ausrichtung der Kitas in Radolfzell

Seit Herbst des vergangenen Jahres kam es in den Kindertagesstätten der Kernstadt sowie in einigen Ortsteilen vermehrt zu Engpässen, weil nicht genügend Erzieher/innen zur Verfügung standen. 

In Möggingen haben Eltern in Absprache mit der Stadt vorübergehend eine Betreuung von Kindern am Nachmittag organisiert. Leider ist allerdings davon auszugehen, dass sich der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren weiter verstärken wird. Landesweit fehlten rund 40.000 Fachkräfte in den Kitas, erklärt Bürgermeisterin Monika Laule.

Um all diesen Faktoren zu begegnen und dennoch ein qualitativ hochwertiges pädagogisches Angebot mit guten Rahmenbedingungen für Mitarbeitende in Kitas und verlässliche Betreuungszeiten für Familien anbieten zu können, richtet die Stadt Radolfzell die Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten neu aus. 
„Mit der Neustrukturierung der Kinderbetreuung möchten wir für Eltern, Kinder und pädagogische Fachkräfte eine verlässliche, planbare Situation schaffen. Ein wichtiges Anliegen war uns dabei auch, die Rahmenbedingungen für Erzieherinnen so zu stecken, dass sie ihrem verantwortungsvollen Beruf in der gewünschten pädagogischen Qualität nachkommen können", so fasst Bürgermeisterin Monika Laule das Ziel der Neustrukturierung zusammen.
 
Was ändert sich?
Künftig soll wieder das Grundangebot von 30 Stunden pro Woche in städtischen Kindertagesstätten gelten. Das Angebot von 32,5 Stunden wird langfristig aufgehoben. Dort, wo es möglich ist, können alternativ auch 35 Wochenstunden angeboten werden. Im Ganztagesbereich wird die Betreuung auf 45 Stunden pro Woche im Bereich der unter Dreijährigen und auf 35 Stunden bei Kindern über drei Jahren begrenzt. 
In zwei Einrichtungen, im Kinderhaus Bullerbü in Möggingen und im Kinder- und Familienzentrum Werner Messmer startet zusätzlich ein Pilotprojekt. Das Angebot für über Dreijährige soll ab September durch die Betreuung des Malteser Hilfsdienstes am Nachmittag aufgestockt werden. In dieser Zeit liegt der Fokus auf dem Spielen. Diese Betreuungszeit wird deshalb auch Spiele-Zeit genannt. Die Betreuer sind keine pädagogisch ausgebildeten Fachkräfte, doch sie haben Erfahrung im Umgang mit Kindern. Außerdem werden sie unter anderem in Erster Hilfe und der Prävention sexueller Gewalt geschult und sie müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Für die Spiele-Zeit fallen zusätzliche Kosten an. Im Jahr 2023/2024 übernehmen Eltern einen Anteil von 44 Euro und im darauffolgenden Kita-Jahr 60 Euro pro Monat. Das Angebot der ergänzenden Spiele-Zeit soll so schnell wie möglich auf weitere Kitas ausgedehnt werden.
 
Oberbürgermeister Simon Gröger unterstreicht die Wichtigkeit dieser Änderungen: „Es ist uns ein dringendes Anliegen, Familien eine verlässliche und qualitativ hochwertige Betreuung ihrer Kinder durch pädagogisch geschultes Personal zu gewährleisten. Durch die Neuausrichtung der Kita-Betreuung erhalten Fachkräfte mehr zeitliche Kapazitäten für ihre wichtige Aufgabe. Die Spiele-Zeit ergänzt nun dieses Bildungsangebot für Kinder im Kita-Alter um eine abwechslungsreiche Betreuungszeit. Familien wird so eine verlässliche Betreuungszeit geboten. Den Mangel an Erzieherinnen und Erziehern werden wir weiterhin zu spüren bekommen. Die Landesregierung ist gefordert mit allen Verantwortlichen eine langfristige Fachkräfteoffensive anzustoßen – sonst wird es für uns immer schwieriger die Betreuungszeiten anzubieten, die Eltern für ihre Kinder brauchen."
 
„Qualitätsoffensive" für pädagogische Fachkräfte
Auch um dem Personalmangel entgegenzuwirken ist eine „Qualitätsoffensive" geplant. Im Bereich der Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft gibt es zwei Wege, erklärt Joana Blucha, Leiterin der Abteilung Kindertagesbetreuung. Mittlerweile sei die Praxisintegrierte Ausbildung beliebter als die klassische Ausbildung, bei der in der ersten Phase der Ausbildung verstärkt Fachwissen vermittelt wird. Erst danach arbeiten diese angehenden Fachkräfte in den Einrichtungen und haben auch erst dann Verdienstmöglichkeiten. Diese klassische Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft soll nun durch ein Stipendium von 200 Euro für maximal 24 Monate attraktiver werden, so Blucha.
 
Neue Kindertagesstätten – Größeres Angebot
In Markelfingen öffnet in diesem Jahr eine dreigruppige Kita, die von der Messmer Stiftung gebaut und von der AWO Kreisverband Konstanz betrieben wird. Im Neubaugebiet Netzfeldwies in Böhringen geht eine zweigruppige Kita des Kinderschutzbunds in Betrieb und auch in Güttingen entsteht eine neue Gruppe informiert Monika Laule. Außerdem zieht der Kindergarten St. Ursula in die neue Kita am Quartiersplatz um und eröffnet dort eine weitere Gruppe.

 

Aktueller Stand zum 07.06.2023 zur Neustrukturierung der Kita-Landschaft

Die Neustrukturierung der städtischen Kitas in Radolfzell ist aktuell in der Abstimmung und Vorbereitung zur Vorlage in den städtischen Gremien. Am 27.06.2023 werden verschiedene Beschlussvorschläge in den Gemeinderat eingebracht. Die Sitzung des Gemeinderats ist öffentlich.

Zur Zeit läuft eine offizielle Anhörung der Elternbeiräte der städtischen Kindertageseinrichtungen und des Gesamtelternbeirats, hierzu steht die Stadt im Austausch mit den Elternbeiräten und hat ein Online-Gespräch angeboten.

 Die Elternschaft wird mit Veröffentlichung der Sitzungsvorlagen im Vorfeld der Gemeinderatssitzung Ende Juni informiert.

Nach Beschlussfassung können wir Sie zu verschiedenen Themen weiter informieren:

  • Wie geht es mit den Öffnungszeiten in den Kitas zum neuen Kindergartenjahr weiter?
  •  Was ist langfristig geplant?
  • Was plant die Stadt an weiteren Maßnahmen zur Personalbindung und Gewinnung im Bereich der Kindertagesbetreuung?
  • Wie steht es um eine ergänzende Betreuung nach dem Offenburger Modell?

Die Stadtverwaltung informiert  in regelmässigen Elternbriefen über die Entwicklungen in einzelnen Einrichtungen sowie über aktuelle Beschlüsse des Gemeinderats.

Nachfolgend das Informationsschreiben vom 19.05.2023 von Bürgermeisterin Monika Laule:

 

Selbstorganisierte Kinderbetreuung in der Mögginger Mehrzweckhalle

Die Mitglieder des Radolfzeller Gemeinderates haben in ihrer Sitzung am 14. März 2023 beschlossen, die kurzfristige Lösung „Eltern betreuen Kinder in der Kita“ in der Mehrzweckhalle in Möggingen bis zur Einführung des neuen Betreuungsmodells Radolfzell über einen Gestattungsvertrag zu ermöglichen. Dies bedeutet, dass Eltern von Kindern, die im Kinderhaus Möggingen die Ganztagesgruppe besuchen, nach Unterzeichnung ab frühestens Montag, 20. März 2023, ihre Kinder in der Gymnastikhalle der Mindelsee-Halle in Möggingen an vier Tagen in der Woche zwischen 14 Uhr und 17 Uhr für maximal 9,59 Stunden selbstorganisiert betreuen dürfen. Falls diese Zeit überschritten wird, würde die Fachkräfte-Anforderung des KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg) greifen. Die Räume in der Mehrzweckhalle sowie der Außenbereich der Kita stehen den Eltern während der selbstorganisierten Betreuungszeit unentgeltlich zur Verfügung.

Nachfolgend die Präsentation zum Thema von Bürgermeisterin Monika Laule aus der Sitzung des Gemeinderates am 14. März:

 

Dialogveranstaltung zum Strategiewechsel am 14.02.2023

In einer kurzen Power Point-Präsentation legt die Leiterin des Fachbereiches Bildung, Jugend und Sport, Brigitte Reichmann, die grundlegende Problematik in den Kindertageseinrichtungen dar. Darüber hinaus zeigt sie die aktuelle Lage in den städtischen Einrichtungen in Radolfzell und den Ortsteilen auf – und stellt die erarbeiten Ziele und Maßnahmen vor, die dazu beitragen sollen, die Situation zu entschärfen. Angestrebt wird dabei ein Strategiewechsel in der städtischen Kindertagesbetreuung, um in Zukunft wieder verlässliche Öffnungszeiten und eine Bildungsqualität sichern zu können – unter anderem durch eine strukturierte Öffnungszeitenreduzierung. Zudem zeigt Brigitte Reichmann einen grundlegenden Fahrplan für die Umsetzung der nächsten Schritte in den einzelnen Einrichtungen auf.

 

Radolfzeller Resolution „Vergütung Berufsausbildung Erzieher:in“

Die Mitglieder des Radolfzeller Gemeinderates haben in ihrer Sitzung am 31. Januar beschlossen, eine Resolution an den Gemeindetag Baden-Württemberg sowie die Landes- und Bundesregierung zur Vergütung der Berufsausbildung von Erzieherinnen und Erziehern zu verfassen.

Inhalt der Resolution ist die Forderung, dass so schnell wie möglich für die klassische Berufsausbildung von Erzieherinnen und Erziehern (Vollzeitschule mit Praxisphasen) eine Vergütung für die komplette Schul- und Praxisphasenzeit eingeführt wird. Die Höhe der Vergütung muss der Vergütung entsprechen, die im Rahmen der Praxis-integrierten-Ausbildung (PiA) bezahlt wird.

 

Die Radolfzeller Resolution „Vergütung Berufsausbildung Erzieher:in“ zum Nachlesen

 

Beschlüsse des Radolfzeller Gemeinderates

Zum Kita-Jahr 2023/2024 strebt die Stadt Radolfzell einen Strategiewechsel an: Die Öffnungszeiten der Kitas müssen einerseits wieder verlässlich werden, andererseits muss die Stadt an die Arbeitsbedingungen ihres Personals und die Aufenthaltsqualität im Sinne der Kinder denken. Um dies zu erreichen, haben die Mitglieder des Radolfzeller Gemeinderates in der Haushaltsplanberatung am 31. Januar 2023 folgende wesentlichen Beschlüsse gefasst (Die Beschlüsse im Detail sind zu finden unter www.radolfzell.de/buergerinformationssystem):

  • Die Stadtverwaltung erarbeitet unter Berücksichtigung des Offenburger Modells sowie von den von Eltern kurzfristig eingebrachten Lösungsvorschlägen in Kooperation mit dem GEB Kita ein Radolfzeller Modell zur Aufrechterhaltung eines verlässlichen Ganztagsbetriebs und legt hierzu dem Ausschuss für Bildung, Soziales und Sicherheit am 28.02.2023 ein Zwischenergebnis zur weiteren Beschlussfassung vor. Die Vorlage wird mit dem Stuttgarter Modell ergänzt.
    Abstimmungsergebnis: einstimmig beschlossen
  • Der Gemeinderat verabschiedet eine Resolution an den Gemeindetag Baden-Württemberg sowie die Landes- und Bundesregierung mit dem Inhalt, dass die Berufsausbildung Erzieher/Erzieherin vergütet werden muss. Weitere Informationen zur sowie der genaue Inhalt der Radolfzeller Resolution sind weiter oben auf dieser Internetseite zu finden.
    Abstimmungsergebnis: einstimmig beschlossen
  • Der schon gegründete Arbeitskreis mit den Fraktionsvorsitzenden aus dem Gemeinderat und neu auch mit Führungskräften der von Personalmangel betroffenen Fachbereiche wird auf die Dauer von vorerst einem Jahr etabliert und begleitet die dargestellten Maßnahmen im Bereich der Fachkräftegewinnung für die Stadt und insbesondere für die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung. 
    Abstimmungsergebnis: mehrheitlich angenommen
  • Im Stellenplan 2023 wird die Stelle der Geschäftsführung für die kommunalen Kitas zur Entlastung der Kita-Leitungen von Verwaltungsaufgaben als Beamtenstelle in der Besoldungsgruppe A10 eingestellt.
    Abstimmungsergebnis: mehrheitlich angenommen
  • Die Stadtverwaltung hat umgehend die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Notbetreuung der Kinder durch die Eltern in den Räumlichkeiten der städtischen Kitas von 14.30 Uhr bis zumindest 16.00 Uhr mit oder ohne Fachkraft ermöglicht wird. Unter der Voraussetzung, dass die juristische Prüfung die Machbarkeit bestätigt und die Stadt Radolfzell als Träger der städtischen Kitas die rechtlichen Bedingungen einhalten kann. Eine Berichterstattung soll in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schulen und Sicherheit erfolgen. 
    Diese Übergangslösung soll bis zur Einführung eines neuen Betreuungsmodells Bestand haben.
    Abstimmungsergebnis: mehrheitlich angenommen
  • Bei der Betreuung durch die Eltern nach Schließzeit der Kitas ist darauf zu achten, dass die Chancengleichheit für alle Kinder gegeben ist.
    Abstimmungsergebnis: mehrheitlich angenommen
  • Die zentrale Anmeldung soll unter Berücksichtigung der derzeit gültigen Satzungsregelungen, überarbeitet und beschleunigt werden, um den Eltern eine verlässliche Aussage zur Betreuung geben zu können. Hierfür soll auf der Internetseite der Stadt Radolfzell die Anmeldemöglichkeit überarbeitet und angepasst werden.
    Abstimmunsgergebnis: mehrheitlich angenommen
  • Prüfung der Vergütung von Erziehern/Erzieherinnen nach TVöD S8b.
    Abstimmungsergebnis: mehrheitlich angenommen